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Liquidity Coverage Ratio verlangt neue Konzepte in der Geldpolitik

14.10.2013

Eine Kernerkenntnis der Ökonomie ist: Die Wirtschaft ist verflochten. Alles hängt mit allem zusammen. Und dies macht es bekanntlich jeder Regulierung so schwer, die den Anspruch erhebt über eine Rahmensetzung und Ordnungspolitik hinausgehend detailliert die Wirtschaft steuern zu wollen. Das Single Rule Book zur Umsetzung von Basel III wird mit der CRD IV und CRR sowie allen Regulatory Technical Standards am Ende wahrscheinlich zwischen 4000 und 5000 Seiten umfassen. Detailliert werden Tatbestände definiert, Kennziffern vorgegeben und dabei tief in Aktiv- und Passivstruktur von Banken eingegriffen. Impact Studies laufen unter ceteris paribus Betrachtungen ab, d.h. sonst gleichen Bedingungen. Man prüft, wie die Schaffung einer Kennziffer unter sonst gleichen Bedingungen die Geschäftsmodelle der Banken verändern wird und tut so als gäbe es die anderen Tausende von Seiten Regulierung nicht. Richtig wäre jedoch ein Gesamtmodell aufzustellen, doch dies ist selbst im Rahmen der Basel III Umsetzung und deren interner Interdependenzen zwischen EK-Kalibrierungsregeln, Liquiditäts-, Funding- und Leverage-Kennziffern etc. schon kaum möglich, geschweige denn unter Einbezug anderer Regelwerke, die ebenfalls direkt die Geschäftsmodelle von Banken beeinflussen, wie die Regulierung des Hauptfinanzierers von Banken, den Versicherungen, im Rahmen von Solvency II oder dem geldpolitischen Regelwerk der Zentralbanken.
Die TSI hat in ihren Stellungnahmen bereits seit Jahren immer wieder dafür plädiert zumindest auf der Makroebene den Gesamtzusammenhang der Regulierungswerke sicherzustellen, was für die Liquiditäts-Coverage-Ratio (LCR) heißen würde, dass ihre Ausgestaltung mit dem geldpolitischen Regelwerk der EZB koordiniert sein sollte und dass was die Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik beleiht auch – mit den entsprechenden Haircuts, die die Zentralbank ansetzt  – entsprechend im Aufsichtsrechts als liquide bewertet wird, denn – dies lehren alle großen Finanzkrisen – in letzter Instanz kann die Liquidität des Finanzsystems sowieso nur die Zentralbank sicherstellen.
Doch die CRR ist dem bislang nicht gefolgt und so stellt sich die spannende Frage: Welche Auswirkungen hat es eigentlich, dass die Berechnung der LCR einer anderen Logik folgt wie die geldpolitischen Regeln der Zentralbank.
Dieser Frage geht das aktuelle (Oktober 2013) Baseler Working Paper No 432 “Liquidity regulation and the implementation of monetary policy” von by Morten L. Bech and Todd Keister nach und stellt die Frage:  “Implementation of the LCR and the NSFR is scheduled to begin in January 2015 and January 2018, respectively. How might these new liquidity regulations affect the process through which central banks implement monetary policy?“

Ein Resultat ihrer Modellrechnungen ist “if banks face the possibility of an LCR shortfall, then the usual link between open market operations and the overnight interest rate changes and the short end of the yield curve becomes steeper”. Etwas was man in einer solchen Situation wahrscheinlich überhaupt nicht brauchen kann. Doch was folgt daraus? Die Autoren schlagen vor, dass die Zentralbanken entsprechend ihr geldmarktpolitisches Rahmenwerk anpassen um derart ungewünschte Effekte zu vermeiden. Ob dies die Lösung ist?

Zum BIS Working Paper  Liquidity regulation and the implementation of monetary policy

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