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Kapitalmarktunion braucht Marktliquidität – Europäische Unternehmerverbände nehmen Stellung zur Bankenstrukturreform

08.01.2016

Europa braucht mehr Kapitalmarkt. Mehr Kapitalmarkt zur Stabilisierung des Euros, mehr Kapitalmarkt zum Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik und auch mehr Kapitalmarkt zur Finanzierung des Wirtschaftswachstums und der Infrastruktur sind vonnöten. Doch die Rahmenbedingungen dafür sind in Europa ohnehin schon schwierig. Zum einen fehlen in Europa, insbesondere in Deutschland, die großen Kapitalgeber. Kapitalmärkte sind dort stark, wo große Pensionsfonds, aber auch Stiftungen, als Kapitalanleger vorhanden sind. Dies ist in den USA der Fall, in Europa jedoch nur in Finnland, den Niederlande und England sowie – außerhalb der EU – in der Schweiz. Außerdem legen Europas Anleger nur ungern in Aktien und Unternehmensanleihen an. Zum anderen sind auch auf der Nachfrageseite die Unterschiede zur USA auffallend. Kleine und mittlere Unternehmen weisen in Europa und in Deutschland einen erheblich höheren Anteil an der Wertschöpfung auf als in den USA. Der überwiegende Teil dieser Unternehmen ist schon aufgrund seiner Größe nicht kapitalmarktfähig und viele derer, die kapitalmarktfähig wären, ziehen als familiengeführte Unternehmen die Diskretion des Bankkredits der Öffentlichkeit der Kapitalmarktemission vor. Auch ist der europäische Rechtsrahmen mit 28 zersplitterten zivil-, steuer-, unternehmens- und insolvenzrechtlichen Rechtsgrundlagen alles andere als optimal für eine Kapitalmarktunion.

Doch über all diese Diskussionen ist ein anderes Thema von der EU fast vergessen worden: Ein Kapitalmarkt braucht, wie jeder andere Markt auch, Marktliquidität. Diese ist in Europa ohnehin gering, da die großen Assetmanager weitgehend fehlen. Und sie ist in den Jahren noch geringer geworden, nicht zuletzt, wie die im Anhang aufgeführte ausführliche PWC Studie vom Spätsommer 2015 zeigt, durch manche Finanzmarktregulierungen nach 2007. Umso bedenklicher erscheint vor dem Hintergrund die aktuelle Diskussion, vor allem im europäischen Parlament über die Bankenstrukturreform – sprich Trennbankenrecht. Die oberste Repräsentanz der deutschen Industrie gemeinsam mit dem französischen Unternehmensverband haben in einem mehr als lesenswerten Schreiben an die Verhandlungsführer im Europäischen Parlament gefordert, der Aufsicht ausreichenden diskretionären Spielraum einzuräumen, um den spezifischen Risiken des Instituts ausreichend Rechnung zu tragen. Nach Auffassung der Verbände sollten der Kernbank alle Tätigkeiten erlaubt sein, die zur Finanzierung und Risikoabsicherung der Unternehmen erforderlich sind. Hierzu gehört ausdrücklich auch das „Market Making, das zur Sicherung ausreichender Marktliquidität unerlässlich ist. Kritisch beurteilen BDI und MEDEF auch die im Kompromisspapier vorgesehene Ausnahme von Nicht-EU-Instituten und ihren Tochtergesellschaften/ Niederlassungen von den Abspaltungsregeln. Die Verbände fordern ein Regelwerk, das Wettbewerbsverzerrungen vermeidet.

Zu der PwC Studie

Zu dem BDI Schreiben

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