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Stellungnahme der True Sale International GmbH (TSI) zu Solvency II

20.08.2012

Die europäische Kommission hat Ende 2011 im Rahmen der Ausarbeitung der zukünftigen Solvency II-Anforderungen in Entwürfen zukünftiger Durchführungsbestimmungen u.a. die Berechnung der Kapitalanforderungen für die mit Verbriefungsanleihen verbundenen Anlagerisiken weiter konkretisiert. Die dabei aktuell vorgeschlagenen Kapitalanforderungen für Verbriefungen würden die Investitionen europäischer Versicherungen in ABS-Bonds gegenüber anderer festverzinslicher Investments deutlich benachteiligen. So würden beispielsweise bis zu 10 x mehr Kapitalanforderungen aus dem Spreadrisikomodul resultieren als bei gedeckten Bankanleihen oder Unternehmensanleihen. Konkret würden etwa bei einer „AAA“-gerateten ABS-Anleihe Kapitalanforderungen zwischen 7% und 42%, je nach Duration der jeweiligen Anleihe, aus dem Spreadrisiko anfallen. Im Vergleich dazu würden bei einer „AAA“ gerateten gedeckten Anleihe lediglich Kapitalkosten zwischen 0,7% und 6% aus dem Spreadrisiko resultieren.  Selbst wenn Versicherer anstelle einer AAA ABS-Anleihe das betreffende Kreditprodukt direkt oder über Kreditfonds mit vollem Risiko erwerben würden und damit ohne die hohen Risikopuffer, die mit einer AAA-ABS Anleihe verbunden sind, wäre die Eigenmittelunterlegung noch deutlich niedriger.

Trotz der sehr fortgeschrittenen  Detaildiskussion und dem nun für den 1.1.2014 feststehenden Inkrafttreten von Solvency II, gibt es zu den zentralen Fragen der Kapitalanforderungen immer noch keine offiziellen Entwürfe, die allen Beteiligten zur Diskussion zur Verfügung bzw. zur Konsultation gestellt werden. Dies wird derzeit erst für Ende 2012 nach Verabschiedung der Omnibus II-Richtlinie erwartet. Da derzeit die Diskussion inoffiziell in der Versicherungsbranche geführt wird gibt es für andere Stakeholder kaum Transparenz. Für entsprechende Analysen möglicher Auswirkungen bspw. auf die Verbriefungsmärkte bleibt daher kaum Zeit.

Der aktuell diskutierte Vorschlag wird dazu führen, dass europäische Versicherer aufgrund der nachteiligen Eigenmittelunterlegung als Investoren in europäische  Asset Backed  Wertpapiere  ausfallen werden. Dies könnte auch deutsche forderungsbesicherte Anleihen treffen, die vor allem  für die Absatzfinanzierung der deutschen Autoindustrie genutzt werden.

Die TSI, in deren Rahmen im deutschen Verbriefungsgeschäft aktiv Banken, Unternehmen,  Kanzleien, Beratungsgesellschaften und Dienstleister zusammenarbeiten, appelliert  daher vor diesem Hintergrund  an  die europäischen und deutschen Entscheidungsträger in der Politik und in der Aufsicht, die in der Solvency II vorgesehene Behandlung von Verbriefungen zu überprüfen und entsprechend zu korrigieren.

Die Methodik, die zu den vorgenannten Kapitalanforderungen unter Solvency II führt, wurde weitgehend aus Erfahrungswerten aus den Anleihemärkten für US-amerikanischen Subprime-Hypothekenkrediten abgeleitet.  Doch diese Produkte sind mit den qualitativ hochwertigen europäischen forderungsbesicherten Anleihen genauso wenig vergleichbar, wie griechische Staatsanleihen mit den Staatsanleihen aus Deutschland.  Dieses Beispiel zeigt die Inkonsistenz des derzeit diskutierten Stands der Durchführungsbestimmungen. So sollen für andere Investments, wie z.B. Anleihen überschuldeter Staaten des Euro-Raums nach wie vor keine Kapitalanforderungen aus einzelnen Marktrisikomodulen berechnet werden. Diese Inkonsistenzen sind nicht im Sinne des in der Solvency II- Rahmenrichtlinie festgelegten Prinzips der „risikoorientierten Kapitalbedarfsermittlung“.

Europäische Asset Backed Securities haben über die Krise hinweg

–          eine stabile Entwicklung gezeigt

–          während der extremen Marktvolatilitäten im vergangen Jahr sich als sicherer Hafen für die Investoren bewährt und eine stabile Preisentwicklung an den Tag gelegt

–          eine hervorragende Ratingstabilität aufgewiesen

Dies gilt umso mehr für deutsche forderungsbesicherte Wertpapiere.  Frühzeitig, bereits 2004,  hat der deutsche Verbriefungsmarkt im Rahmen der TSI ein eigenes Qualitätslabel entwickelt, dass für hohe Standards an Qualität und Transparenz steht und seitdem für viele deutsche Transaktionen vergeben wurde. Es war in vielen Punkten die Vorlage für den neuen europäischen Prime Standard für Verbriefungstransaktionen (PCS), wie er aktuell eingeführt wird.

Deutsche, mit Autokrediten und Autoleasingforderungen besicherte Wertpapiere haben sich über alle Tranchen hinweg über die gesamte Finanzkrise positiv entwickelt und ihre Ratingstabilität nicht nur bewahrt, sondern in vielen Fällen sogar Upgrades erfahren. Dies kann  kaum eine andere Assetklasse von sich behaupten.

In Zeiten zunehmender Unsicherheit auf den Finanzmärkten sind forderungsbesicherte Wertpapiere zum einen  bei Banken und Wirtschaft als sichere Refinanzierungsquelle , zum anderen von Investoren als sicheres Anlageprodukt zunehmend geschätzt. Die Diskriminierung von Asset Backed Securities in der Solvency II läuft damit den Interessen von Wirtschaft, Banken und Versicherungen gleichermaßen entgegen.

Der Wechselwirkung zwischen beiden Regulierungswerken geht auch ein DB Researchbericht nach und kommt zu der Conclusio:

„Es könnte sich daher insgesamt lohnen, einige Regelungen in Solvency II noch einmal zu überarbeiten bzw. zu überdenken, da die bislang vorherrschenden Anreizstrukturen im Lichte der Finanz- und Staatsschuldenkrise fragwürdig erscheinen.“

Zum DB Researchbericht

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