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Marketplace Lending im Aufwind – und das Verbriefungspotential steigt mit

22.08.2019
Marketplace Lending

Marketplace Lending

Ist es die Regulierung? Die moderne Technik und nachfragefreundlichere Abwicklung? Die hohe Liquidität im Markt? Oder sind es nur leichtere Kreditvergabebedingungen? Man kann es nicht mit letzter Sicherheit sagen. Aber die Marketplace Lending Plattformen in Europa boomen.

Wo ist Marketplace Lending im Finanzmarkt anzusiedeln?

Regulatorisch sind sie keine Banken, sondern nur Kreditvermittler und unterliegen folglich weder den umfangreichen formalen Regulierungsanforderungen für das Kreditgeschäft noch deren regulatorischen Eigenkapitalanforderungen. Dies macht es einfacher in Zeiten, wo das Korsett für Banken immer enger geschnürt wird. Und zweifelslos ist die Nutzung von Internet und neuesten IT-Anwendungen eine Stärke, mit der Banken mit ihrer historisch gewachsenen Datenverarbeitung nur schwer konkurrieren können. Schnelligkeit und Einfachheit in der Kreditbeantragung und Kreditabwicklung ist ihr Wettbewerbsvorteil. Auch können sich die Marketplace Lender dort tummeln, wo Banken sich schwerer tun: bei den vielen kleinen Unternehmen, die oft ohne große Sicherheiten dastehen, oft auch nachrangige Kredite nachfragen sowie bei Privatpersonen, die durchaus bereit sind für den schnellen Kredit einen höheren Zins zu zahlen.

Zahlen, Daten, Fakten zum Markt

Das Wachstum des Marketplace Lendings weltweit ist jedenfalls beeindruckend. In den USA (Marktvolumen etwa 38 Mrd. Euro) und China (Marktvolumenen aktuell etwa 320 Mrd. Euro) sind sie die letzten zehn Jahre am schnellsten gewachsen. Aber auch Europa (aktuell etwa 10 Mrd. Euro), hier zunächst vor allem Großbritannien, holt langsam auch auf.

Eine gute Quelle für MPL-Daten zum europäischen Markt ist der „4th European Alternative Finance Benchmarking Report“ vom Cambridge Center for Alternative Finance (CCAF). Demnach operieren in Europa 321 EU-basierte alternative Finanzierungsplattformen sowie 10 außereuropäische Plattformen, die das ganze Spektrum alternativer Finanzierungen abdecken.

Interessant dabei ist auch, wie sich das Refinanzierungsmodell der Marketplace Lender in den letzten Jahren veränderte. Wo anfangs noch daran gedacht war, Kreditnachfrager und private Geldgeber über die Plattform zusammenzubringen, werden die MPL-Plattformen heute zunehmend von Family Offices und institutionellen Anlegern finanziert, die in Zeiten magerer Zinsen auf der Suche nach Rendite sind. Ein Finanzierungsinstrument, was dabei zunehmend ins Spiel kommt, ist auch die Verbriefung von MPL-Darlehen.

Verbriefung von Marketplace Lending Portfolien im Blickfeld

Grund genug für die DZ BANK den Markt und sein Verbriefungspotential in einem aktuellen ABS & Structured Credits Report zu untersuchen. So erwartet der DZ BANK Analyst Ralf Raebel im Zuge des MPL-Wachstums auch eine verstärkte Verbriefung von MPL-Krediten insbesondere aus den kontinentaleuropäischen Jurisdiktionen. Damit würde der europäische Verbriefungsmarkt bei MPL-ABS eine ähnlich dynamische Entwicklung vollziehen wie in anderen internationalen Verbriefungsmärkten. Eine Betrachtung bisheriger MPL-Verbriefungen zeige, dass die Ratingagenturen sehr vorsichtig an das neue Marktsegment herangingen, was sich auch in den hohen Credit-Enhancements zeigt. Auch verlange der Markt höhere Spreads als im vergleichbaren klassischen Segment, was insbesondere für die Senior-Tranchen von MPL-ABS gelte, die zudem eine relativ kurze WAL aufwiesen. Vor diesem Hintergrund erschienen die bisherigen MPL-Verbriefungen unter Relative-Value-Aspekten nach wie vor attraktiv.

Allerdings betonte der Report auch, dass der ultimative Test des MPL-Modells unter den Bedingungen eines deutlich verschlechterten Kreditzyklus noch aussteht.


Blick nach vorne und auf die EU

Von der Regulierung hingegen scheinen die MPLs in Zukunft weniger Unbill zu erwarten haben. Die EU will im Rahmen des Projekts Kapitalmarktunion entsprechende Finanzierungsmodelle fördern. So legte die EU Kommission bereits letztes am 8. März 2018 ihren Fintech-Aktionsplan vor.

Die ESMA hat diesbezüglich am 12. Juli dieses Jahres ihren Bericht zur Untersuchung über die Zulassung von Fintechs in ganz Europa vorgestellt. Eine spezifische EU-Verordnung über Europäische Crowdfunding-Dienstleister (ECSP), die sowohl investitionsbasiertes als auch kreditbasiertes Crowdfunding abdeckt, soll überdies dazu beitragen, dass Crowdfunding-Plattformen im gesamten EU-Binnenmarkt wachsen können und ausgebaut werden.

Und zweifellos werden die MPL-Plattformen auch durch die weitere Bankenregulierung begünstigt. Dies wurde bereits im jüngst erschienen Artikel „Basel III auf der Zielgeraden – Deutsche Banken sind besonders betroffen“ bereits ausgeführt.

Zum MPL Report des Cambridge Center for Alternative Finance

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