Die französische Autorité des Marchés Financiers (AMF) hat am 30. August einen bemerkenswerten Bericht zur Überprüfung der Regeln von STS-Verbriefungen veröffentlicht. Auf 20 Seiten werden die wesentlichen Ergebnisse einer Überprüfung von fünf französischen Instituten (Originatoren, Arranger und Sponsoren) zur Umsetzung der STS-Regulierung zusammengefasst. Die Prüfphase hat im Zeitraum November 2021 bis Februar 2022 stattgefunden. Dabei wurden eine Reihe von Unzulänglichkeiten festgestellt. Die Prozesse wurden in gut („good“) und unzulänglich („poor“) eingestuft und Empfehlungen („best practices“) formuliert.
Vorgehensweise der AMF
Die AMF hat bei ihrer Prüfung einen starken Fokus auf die folgenden Faktoren gelegt: die interne Organisation von Finanzinstituten zur Überprüfung des STS-Status von Verbriefungen zu Beginn einer Transaktion, die internen Kontrollsysteme von Prozessen sowie die laufende Überwachung des STS-Status. Im Rahmen von Stichproben mit insgesamt 31 STS-Verbriefungen wurden Konsistenzen von Informationen aus den STS-Notifizierungen an die ESMA und an die AMF sowie – sofern verfügbar – aus den STS Verification Reports der unabhängigen Drittparteiverifizierer geprüft. Eine inhaltliche Kontrolle der STS-Kriterien an sich hat nicht stattgefunden.
Wesentliche Findings
Als „good practices“ wurden unter anderem identifiziert:
- Einrichtung eines von der Marktseite unabhängigen Kommittees zu STS-Verbriefungen (Überprüfung von STS zu Transaktionsbeginn und fortlaufend)
- Einbindung eines unabhängigen Drittparteiverifizierers (wie z.B. der STS Verification International „SVI“)
- Automatisierung des Prozesses zur Übermittlung von STS-Meldungen
- Die operativen Bedingungen und Fristen für STS-Meldungen an die ESMA und die AMF in einem speziellen internen Verfahren formalisieren
- Verwendung eines IT-Tool zur Überprüfung und Überwachung von STS-Kriterien
- Ereignisse, die zum Entzug des STS-Status führen können, zu ermitteln und aufzuzeichnen
Als „poor practices“ wurden unter anderem identifiziert:
- Fehlender Review von Verification Reports oder Gap Analysen
- Laufendes Monitoring nur auf Basis des Servicer Reports ohne Berücksichtigung anderer Datenquellen
- Fehlende Information anderer Transaktionsparteien inklusive Originator über den Verlust des STS-Status
Zudem fühlte sich die AMF veranlasst, in ihrem Abschlussbericht an einige regulatorische Verantwortlichkeiten der Marktteilnehmer zu erinnern.
Fazit
Originatoren, Arranger und Sponsoren in der EU werden sich anlässlich des AMF-Berichts sicherlich Gedanken machen, sowohl über die internen Prozesse von STS-Verbriefungen als auch deren Dokumentation. Nach unserer Einschätzung ist davon ausgehen, dass die umfangreiche EU-Verbriefungsverordnung insgesamt und die STS-Regeln im Speziellen von den Marktteilnehmern mit einem äußerst hohen Maß an Sorgfalt umgesetzt und angewendet werden; dafür spricht alleine schon der in der Verbriefungsverordnung angelegte Sanktionsmechanismus.
Angesichts des Regulierungsumfangs und der äußeren Rahmenbedingungen in den letzten drei Jahren ist es unseres Erachtens nachvollziehbar, dass die Formalisierung von Prozessen und die Dokumentation der Umsetzung der STS-Regulierung bei einigen Marktteilnehmern mit etwas zeitlichem Abstand folgt. Nichtsdestotrotz ist die Botschaft der AFM deutlich, dass auf STS-bezogene Prozesse und Kontrollen zukünftig ein erhöhtes Augenmerk zu legen ist. Bemerkenswert ist auch die Aussage der AMF, dass bei True Sale Verbriefungen die Einbindung eines SPVs zwingend erforderlich sei. Diese Einschätzung wird nach unserer Einschätzung von wesentlichen Marktteilnehmern nicht geteilt und eine Klarstellung durch die europäische Aufsicht ist sehr zu begrüßen.