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Die Finanzmärkte im September 2016 – Entwicklungen im Zeichen des Kapitalmarktunionsprojektes

14.09.2016

Kapitalmarktunion – die Stunde der Wahrheit naht

Mit großen Erwartungen kündigte die EU-Kommission im Frühjahr 2015 mit einem Grünbuch die Schaffung einer europäischen Kapitalmarktunion an. Die Förderung des Verbriefungsmarktes sollte dabei erster Schritt und tragende Säule gleichzeitig sein. Damit trägt die Kommission der Tatsache Rechnung, dass Europas Finanzmärkte anders strukturiert sind als die USA. Die Bankfinanzierung dominiert, die Märkte für Unternehmensanleihen und Aktien sind relativ schwach. Von daher ist unter den gegebenen Bedingungen die Verbriefung ein probates Mittel um Bank- und Kapitalmarktfinanzierung schnell und effizient zu vernetzen.

Die EU-Kommission erkannte in ihrem Grünbuch 2015 auch an, dass europäische Verbriefungen über die Finanzkrise hinweg ihre Qualität unter Beweis stellten. Sie kündigte an, den Anwendungsrahmen der Verbriefungen im Interesse der Wirtschaftsfinanzierung durch eine entsprechende Regulierung weiter zu festigen.

Bereits Ende September legte sie dazu einen entsprechenden Verordnungsentwurf für standardisierte, transparente und einfache Verbriefungen vor. Doch bereits nach erster Durchsicht war das Votum des Marktes klar. Mit diesem Entwurf würde Europa das angestrebte Ziel nicht erreichen. Im Gegenteil. Der nach der Finanzkrise wieder in Gang gekommene europäische Verbriefungsmarkt würde im Gegenteil schwer beschädigt werden. Die Frage stellt sich nunmehr, nachdem EU Rat und Parlament mit ihren Beiträgen bislang die grundlegenden Mängel des Kommissionsentwurf nicht überwunden haben, was zu erwarten ist.

Wird das EU Projekt der Schaffung einer europäischen Kapitalmarktunion bereits am Startblock scheitern? Wie könnte vor dem Hintergrund des Brexit der weitere Weg aussehen, um die Zielsetzung der Schaffung einer europäischen Kapitalmarktunion mit einer vernünftigen Verbriefungsregulierung in Einklang zu bringen?

Auto-ABS – ein krisenbewährtes Finanzierungsinstrument

Deutschlands Wirtschaft lebt vom Auto. Und Autos wollen finanziert werden. Etwa drei Viertel des Autoabsatzes wird über Leasing oder Autokredit vorfinanziert. Dies stellt die Finanzbereiche der deutschen Autohersteller vor besondere Herausforderungen, die insbesondere im letzten Jahr vor dem Hintergrund von „Dieselgate“ besonders deutlich zu Tage traten. Es war die Zeit, in der Verbriefungen von Autofinanzierungen ihre zweite große Bewährungsprobe zu bestehen hatten. Wo andere Assetklassen schwierig wurden – Autoverbriefungen konnten weiter auf das Vertrauen der Kapitalmärkte bauen.

Banken und Eigenkapital – ein schwieriges Kapitel

Eigenkapital ist für Banken ein knappes Gut. Die Regulierung fordert mehr. Doch wer will ihnen neues geben? Knappe Güter muss man effizient managen. Und die Regel dafür gibt die Regulierung vor. Was heißt das? Die Aktivseite in Staatsanleihen drehen? Denn dafür braucht es bekanntlich kein Eigenkapital. Oder besser synthetische Verbriefungen nutzen, um Risiken auszuplatzieren, dies kommt der weiteren Wirtschaftsfinanzierung zugute. Am Ende ist es für jede Bank ein Rechenexempel, bei dem Regulierungsregeln, Spreads und reale Risikoerwartungen in Einklang zu bringen sind.

Bail Ins und NPLs in Bankbilanzen.
Wartet hinter der nächsten Ecke die nächste Bankenkrise?

2008, 2009 waren unschöne Jahre. Viel Steuerzahlergeld ist in die Bankenrettung geflossen. Doch jetzt haben wir SSM und SRM – letzteres ist der Single Resolution Mechanism. Die europäische Lösung, die es ermöglichen soll, Eigenkapitalgeber und Fremdkapitalgeber jenseits einer bestimmten Summe an den Kosten einer Bankenrettung zu beteiligen. Italien könnte der Testfall werden. Wie bedrohlich sind die NPLs in Bankbilanzen im Euroraum und greifen die europäischen Restrukturierungs- und Abwicklungsinstrumente wirklich.

Fintechs – wer finanziert sie, wie werden sie sich entwickeln und was sagt die Regulierung?

Banken waren gestern, Fintechs gibt es morgen? So könnte man die populäre Berichterstattung zu Fintechs zusammenfassen. Doch mit ihrem Erfolg stellen sich für Fintechs viele Aufgaben. Zum einen geht es um die Refinanzierung. Die Verbriefung ist eine bedeutende Option dabei. Erste Transaktionen mit Portfolien, originiert durch Kreditplattformen, sind bereits an den Markt gegangen und viele alte Fragen wie „alignment of interest“ etc. wurden aufgeworden. Auch befassen sich Kreditplattformen bereits damit, ihre Kredite einzeln als solche zu verbriefen und damit Investoren flexible Anlageoptionen zu erschließen.

Unter regulatorischen Gesichtspunkten entstehen mit dem Aufkommen der Fintechs viele neue Fragen, denen sich die Aufsichtsbehörden mit Sachkunde und Flexibilität stellen. Es ist ein gegenseitiger Lernprozess ist im Gange. „Regulatory Sandbox“ ist dabei ein oft verwendeter Begriff, vom dem sich die deutsche Aufsicht jedoch klar distanziert.

Absehbar ist, dass mit dem Erfolg der Fintechs auch die angewandten Datenbanktechnologien sich verändern werden. Erst kürzlich hat die britische Finanzaufsicht, wohl auch damit der Finanzplatz nach dem Brexit nicht ganz ins Hintertreffen gerät,  die Bereitschaft signalisiert, Blockchain-Technologien von Fintechs zuzulassen.

Klar ist, mit den Fintechs entsteht etwas, was die Geschäftsmodelle von Banken grundsätzlich verändern wird. Andererseits werden sich die Fintechs mit ihrem zunehmenden Erfolg sich auch klassischen Banken angleichen, wenn es um Risikomanagement-, Treasury-, internal Auditing- und Compliance-Strukturen geht. Wie am Schluss sich die Zusammenarbeit zwischen neuen Fintech- und traditionellen Bankstrukturen darstellt ist heute schwer vorherzusagen.

Werden Fintechs aufgrund ihrer hohen Technikaffinität unter den Bedingungen der zunehmenden Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft die Nase vorn haben, werden Banken ihre Erfahrungen und Stärken unter Nutzung der Innovationen aus dem Fintechbereich letztlich in die Waagschale werfen können oder wachsen beide Bereiche stärker zusammen.

CLOs, Kreditfonds – wie verhält es sich zueinander?

CLO´s sind ein hilfreiches Instrument der Wirtschaftsfinanzierung, doch werden sie in den letzten Jahren von der Regulierung kritisch gesehen. Von daher haben sie im Gegensatz zu Kreditfonds in den letzten Jahren wenig regulatorischen Rückenwind gespürt. Doch es gibt sie und sie wachsen dynamisch. Kann der Kreditfond den CLO ersetzen? Wodurch unterscheiden sich CLO´s von Kreditfonds, wo liegen die Einsatzgebiete beider Instrumente. Und was kann man tun, um CLO´s wie besser zu positionieren. Hinter den Kulissen gibt es bemerkenswerte Aktivitäten im europäischen Ausland.

Finanzierung der deutschen Wirtschaft: Die Verbriefung von Leasing- und Handelsforderungen

Über 150 deutsche Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen, viele Leasingunternehmen, nutzen den Verbriefungsmarkt zur Finanzierung ihres Working Capital. Und da die Finanzierung weitgehend unabhängig von ihrer eigenen Bonität ist und mit ihrer Umsatzentwicklung dynamisch atmet sind sie froh, dass ein derartiges Instrument existiert.  Die Verbriefung von Handels- und Leasingfinanzierungen über die ABCP-Programme von Banken hat ein großes Potential – doch die regulatorischen Rahmen müssen stimmen. Welche Perspektiven gibt es für diese Finanzierungsform?

Basel und kein Ende?

Nach drei kommt vier. Kaum hatten die Banken Gelegenheit sich mit der Umsetzung von Basel III vertraut zu machen kommt schon Basel IV um die Ecke und bringt viele Neuerungen und Fragezeichen – jenseits der Verbriefungsregulierung.

Was sind erkennbare Umrissen der Basel IV Regulierung und vor alle, was wird dies für die Banken bedeuten?

Alle diese Fragen bewegen die Finanzmärkte aktuell. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch all diese Themen auf der Agenda des diesjährigen TSI Kongress 2016 am 28. und 29. September 2016 in Berlin zu finden sind. Alle ´wesentlichen damit verbundenen Fragen werden unter Beteiligung der Spezialisten aus Politik, Aufsicht, Kanzleien und Banken behandelt und mit über 650 Marktteilnehmern diskutiert werden. Weitere Infos unter www.tsi-kongress.de .

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