Die Älteren unter uns werden sich noch erinnern: So Ende der sechziger Jahre kam in der Politik die Idee der keynesianischen Globalsteuerung auf. Die Botschaft war einfach und verlockend; der Staat kann Konjunkturen und Krisen glätten in dem er ganz einfach in guten Zeiten etwas zurücklegt und in schlechten Zeiten etwas mehr ausgibt. Antizyklische Fiskalpolitik nannte man das Ganze, was in Deutschland bereits 1967 im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz seinen Ausdruck fand. Kurz darauf fand diese Idee ihre Ergänzung in der antizyklischen Geldpolitik. Die Ergebnisse beider Politiken in den siebziger Jahren waren zwar nicht besonders überzeugend, es kam zu steigenden Staatsdefiziten und hohen Inflationsraten, nichtsdestotrotz setzte sich das neue Paradigma nicht nur durch, es erfuhr auch eine erstaunliche Wandlung im allgemeinen Sprachgebrauch. Denn bereits in den achtziger Jahren sprach kaum ein Politiker mehr von antizyklischer Fiskalpolitik oder von antizyklischer Geldpolitik, implizierten diese Begrifflichkeiten doch neben der Ausgabensteigerung auch ein Sparen, neben Zinssenkungen auch Zinserhöhungen. Stattdessen setzten sich die schönen Begriffe Deficit Spending und Niedrigzinspolitik durch und in der Folge wuchsen die Defizite in den öffentlichen Haushalten weltweit und die Zinsen kannten nur eine Trendlinie, nämlich nach unten. Selbst der wirtschaftliche Aufstieg Chinas, der zweierlei für die Industrieländer mit sich brachte, nämlich stärkere Konkurrenz auf den Gütermärkten und eine weitere Liquiditätsschwemme auf den Finanzmärkten, führte nicht zum Umdenken. Stattdessen sah man in den begrenzten Preissetzungsspielräumen auf den Gütermärkten der Industrieländer eine willkommene Rechtfertigung weiterer Zinssenkungen. So kam Liquidität zu Liquidität auf den Finanzmärkten, die die Assetpreise auf den Vermögensmärkten trieb – doch diese Inflationierung hatte keiner im Fokus.
Nun ist der Einstieg in eine problematische Entwicklung immer einfacher als der Ausstieg. Doch zumindest ist man dabei, Fragen zu stellen, über die es sich nachzudenken lohnt. Vor diesem Hintergrund sind die neusten Publikationen der BIS und des IMFs durchaus lesenswert.
BIS Releases Working Paper on Fiscal Sustainability and the Financial Cycles
IMF Working Paper on Financial Stability and Interest-Rate Policy