Ein Gespenst geht wieder einmal um in Europa. Es ist das Gespenst der „European Safe Bonds“ (ESBies) oder auch „Sovereign Backed Bonds“ (SBB) genannt. ESBies gehen zurück auf ein im September 2016 vorgestelltes Arbeitspapier des „European Systemic Risk Board“ (ESRB). Schon der Titel des Arbeitspapiers „ESBies – Safety in tranches“ macht es für den Verbriefungsmarkt unmöglich, die Idee zu ignorieren, zumal das potenzielle Marktvolumen für ESBies im Rahmen der künftigen mittelbaren Staatsfinanzierung der Euroländer auf rund 4,2 Bio. Euro geschätzt wird. Dies entspräche mehr als dem 3,4-fachen des über alle ABS-Segmente insgesamt ausstehenden europäischen ABS-Volumens von 1,2 Bio. Euro.
Doch bevor sich die Gemeinde der Verbriefer jetzt allzu stark über die explodierenden Verbriefungsmärkte freut, sei die generelle Frage erlaubt, was Europa treibt, plötzlich auf die Verbriefungstechnik zurückzugreifen, um das Staatsschuldenproblem in seinem Süden zu lösen. Und die zweite Frage ist noch wichtiger: Macht es überhaupt Sinn, Staatsanleihen weiter zu verpacken und tranchiert zu refinanzieren oder andersherum gefragt: Ist das Underlying Staatsanleihen überhaupt für die Verbriefung geeignet?
Dieser Frage geht der aktuelle Researchreport des ABS-Analyseteams der DZ BANK nach und das Ergebnis ist ernüchternd. So sehr man die Motivation der ESBies Befürworter nachvollziehen kann, so sehr wird nach Lektüre des Reports aber auch klar, dass ESBies auf den Kapitalmärkten nicht fliegen werden. Denn im Kern fehlen wesentliche Voraussetzungen für eine Verbriefung: Das Underlying ist alles andere als granular und diversifiziert, die europäischen Staatsrisiken weisen auch – nicht zuletzt die Spreadverläufe in 2012 zeigten es – eine hohe Korrelation auf und die Zinserträge aus dem verbrieften Staatsanleiheportfolien, durch QE-Programme und regulatorische Rahmenbedingungen ohnehin nach unten verzerrt, reichen sicherlich auch bei weitem nicht aus, um die Ansprüche der potentiellen Zeichner der riskantesten Tranchen zu befriedigen.
Dieses – und noch vieles mehr – wird in dem aktuellen DZ BANK Report besser abgeleitet, als man es hier darstellen kann.