
Die EBA hat am 6. Mai 2020 einen Bericht über synthetische Verbriefungen veröffentlicht. Sie empfiehlt, synthetischen Verbriefungen die STS-Fähigkeit zu ermöglichen, und formuliert einen entsprechenden Vorschlag für die STS-Kriterien. Die Empfehlungen basieren auf einer umfangreichen und aufschlussreichen Marktanalyse von On-Balance-Sheet Transaktionen, die von der EBA in Zusammenarbeit mit der IACPM durchgeführt wurde.
Erkenntnisse aus der Marktanalyse
Neben der Darstellung verschiedener Marktcharakteristiken im Zeitablauf vergleicht der Bericht insbesondere den Markt für synthetische Verbriefungen vor und nach der Finanzkrise. Wir haben im Folgenden die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst:
- Synthetische Verbriefungen wurden seit der globalen Finanzkrise Krise fast ausschließlich privat strukturiert und platziert, während zuvor öffentlich geratete Transaktionen üblich waren
- Arbitrage Transaktionen sind aus dem Markt verschwunden
- Der Asset-Pool ist diversifizierter geworden, jedoch bestehen synthetische Transaktionen weiterhin im Wesentlichen aus Corporate Loans (SMEs & Large Corporates)
- Der Asset-Pool stammt bei synthetischen Transaktionen häufig aus verschiedenen Jurisdiktionen. Dabei stammt die Mehrheit der Assets aus Europa.
- Wurden vor der Finanzkrise häufig alle Tranchen einer synthetischen Verbriefung (ganz oder zum Teil) ausplatziert, werden heute nur noch Mezzanine- oder Junior-Tranchen an Investoren weitergegeben. Dies ist auf die geänderte Regulierung unter Basel I & II zurückzuführen.
- Staatliche Förderprogramme sind nunmehr auf europäischer Ebene (z. B. EIB/EIF) angelegt anstatt auf nationaler Ebene.
- Früher seltene „Funded Credit Protection” – Strukturen stellen heute die übliche Art der Absicherung bei synthetischen Verbriefungen dar.
Ausfallraten und STS
Die weitere Analyse der EBA zeigt, dass bei On-Balance-Sheet Transaktionen kein höheres Ausfallrisiko als bei traditionellen Verbriefungen zu erwarten ist. Auf dieser Grundlage empfiehlt die EBA der Europäischen Kommission, für synthetische Verbriefungen ebenfalls ein STS-Rahmenwerk zu entwickeln. Weitere Argumente für die STS-Fähigkeit von synthetischen Verbriefungen sind die gestiegene Relevanz im europäischen Verbriefungsmarkt und die durch STS erreichbare höhere Standardisierung und Transparenz des Produktes.
Vorschlag für STS-Kriterien für synthetische Verbriefungen
In der zweiten Hälfte des Berichts stellt die EBA ausführlich ihren Vorschlag für die STS-Kriterien von synthetischen Verbriefungen vor. Dabei orientiert sie sich, da wo möglich und sinnvoll, an den bereits existierenden Kriterien für Non-ABCP-Transaktionen. Daneben soll es Anpassungen und zusätzliche Kriterien geben, welche den Transaktionsspezifika von Syntheten Rechnung tragen. Die zusätzlichen Kriterien behandeln insbesondere die Themen Credit Events, Credit Protection, Verification Agent, Early Termination, Synthetic Excess Spread und STS-fähige Sicherheiten. Regulatorische Erleichterungen für synthetische Verbriefungen empfiehlt die EBA nur unter bestimmten Voraussetzungen gemäß CRR und in begrenztem Umfang.
Fazit
Die Erkenntnisse der dargestellten Marktanalyse sind sehr aufschlussreich und helfen beim Verständnis des europäischen Verbriefungsmarktes. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Bedeutung synthetischer Verbriefungen in Europa ist die Empfehlung der EBA, ein STS-Rahmenwerk für synthetische Verbriefungen zu entwickeln, sehr zu begrüßen. Es ist nun auf eine zeitnahe Umsetzung seitens der Europäischen Kommission zu hoffen.