
Mag. Dr. Othmar Karas, Präsident des European Forum Alpbach, MdEP von 1999 bis 2024 sowie dessen Erster Vizepräsident von 2022 bis 2024, sprach anlässlich der heutigen Sitzung des TSI Beirats zum Thema „Savings and Investment Union – Perspektiven für Europa“.
Die EU setzt aus seiner Sicht zurecht auf ambitionierte Projekte wie die Kapitalmarktunion (CMU) bzw. die Savings- and Investment Union (SIU) und den Green Deal. Doch in vielen Fällen fehle der Wille zur klaren Umsetzung. Auch die Sprache wirke oft technokratisch und fern vom Alltag. Wirkungsanalysen blieben aus, politische Prozesse erscheinen schwer greifbar. Dr. Karas betont, dass gutes Lobbying hier ansetzt: Es schafft Klarheit, stellt Zusammenhänge her und gewinnt dadurch Unterstützung. Der EU gibt er mit auf dem Weg, dass eine gesellschaftliche Diskusion über strategische Schwerpunkte wie Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Stabilität noch ausstehe.
Was sich ändern muss
- Komplexes verständlich machen
Politische Vorhaben brauchen einfache Sprache und nachvollziehbare Ziele. Nur so entsteht Vertrauen.
- Terminologie anpassen
„Finanzierungsunion“ ersetzt sukzessive den abstrakten Begriff „Kapitalmarktunion“. Er bringt den Fokus auf die Realwirtschaft.
- Klarer Rahmen für Investitionen
Es fehlt ein strategischer Plan, wie Investitionen in Europa sinnvoll gelenkt werden können.
- Wirkung vor Maßnahme
Politische Vorhaben müssen auf fundierten Wirkungsanalysen beruhen.
- Weniger Technik, mehr Realpolitik
Die EU braucht einen realistischen Blick auf ihre Mittel. Geld allein ersetzt keine Strategie.
Nächste Schritte
Die SIU sollte als zentrales Element einer neuen Wachstumsstrategie verstanden werden. Dafür braucht es ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die EU muss stärker erklären, wohin sie will – und wie sie dort hinkommt. Nur mit klarer Kommunikation, festen Prioritäten und messbaren Fortschritten kann das Vertrauen in europäische Projekte wachsen.