Die Fachtagung des Stiftungsprojekts Kapitalmarktunion bot wertvolle Einblicke in die Auswirkungen neuer Technologien wie der Blockchain in Verbindung mit der potenziellen Einführung von Central Bank Digital Currencies (CBDC), insbesondere eines Digitalen Euros. ExpertInnen beleuchteten technologische, wirtschaftliche und regulatorische Aspekte sowie das Potenzial für Stabilität und Wachstum im Finanzsystem.
Digitale Transformation birgt Chancen, aber auch neue Herausforderungen
Prof. Ferdinand Mager von der EBS Universität führte als Gastgeber durch die Agenda. In seiner Eröffnungsrede führte Bert Staufenbiel, Senior Manager Digital Transformation, KfW, in die traditionellen Finanzmärkte ein und erklärte, wie insbesondere Zentralverwahrer agieren. Mit Distributed Ledger Technology (DLT) entstehe ein Paradigmenwechsel: DLT ermögliche eine dezentrale, transparente Verarbeitung von Transaktionen und biete potenziell sicherere, effizientere Abläufe ohne die Notwendigkeit von Intermediären.
Annabelle Schindera und Wilram Schmidt, Studierende der EBS Universität, erklärten die Blockchain-Technologie, die durch Dezentralisierung und kryptografische Verifizierung das „Double-Spending“-Problem löse. Blockchain ermögliche schnelle, transparente und skalierbare Transaktionen. Aber die Diskussion des Blockchain-Trilemmas zeigte auf, dass sich nicht alle diese Aspekte bei der Umsetzung gleichermaßen realisieren lassen. Lösungsansätze wie Layer-1- und Layer-2-Technologien sollen diese Probleme jedoch lindern helfen.
Beispiele aus der Praxis
Zwei Praxisbeispiele unterstrichen das Potenzial der Blockchain: Prof. Raša Karapandža, EBS Universität und NYU, stellte ein Projekt zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in benachteiligten Gebieten Ghanas durch Community-Kryptowährungen vor. Dr. Yuliya Plyakha Ferenc, MSCI – Equity Solutions Research, präsentierte „Datonomy“, eine Taxonomie für digitale Vermögenswerte, um die Handhabung und das Verständnis im Finanzsektor zu verbessern. Diese solle ein zunehmend unübersichtliches Spektrum an Vermögenswerten, Produkten und Dienstleistungen auf Basis verschiedener Blockchains standardisieren helfen und Marktintegrität gewährleisten.
Neue Dynamik im Zahlungs- und Warenverkehr zu erwarten?
Sowohl Dr. Jan Greitens, DIHK – Referatsleiter Unternehmensfinanzierung, als auch Dr. Heike Winter, Deutsche Bundesbank – Leiterin der Einheit „Analyse, Policy und Ökosystem“ im Zentralbereich D€, beleuchteten die Chancen und Risiken eines digitalen Euros. Laut Dr. Greitens können dieser die Stabilität des zweistufigen Geldsystems in Europa sichern, insbesondere in Krisensituationen. Allerdings bleibe der Nutzen für den Retail-Sektor unklar, während das Potenzial für Unternehmen und das Geschäftskundensegment (B2B) noch nicht ausreichend untersucht wurde. Dr. Winter wog die Pros und Cons zwischen tokenisiertem Geschäftsbankengeld und B2B-Lösungen durch CBDC ab. Sie hob hervor, dass ein digitaler Euro als Baustein einer neuen Finanzmarktinfrastruktur dienen und substanzielle Verbesserungen im Zahlungsverkehr und der Wertpapierabwicklung ermöglichen könne.
Fazit: Es ist nicht alles Gold, was digital glänzt
Die Fachtagung zeigte, dass Blockchain und der digitale Euro tiefgreifende Veränderungen bewirken können. Während die Chancen zur Effizienzsteigerung und Finanzmarktstabilität deutlich wurden, bestehen weiterhin Herausforderungen wie der hohe Energieverbrauch, regulatorische Unsicherheiten und das Blockchain-Trilemma. Ein digitaler Euro könnte in diesem Zusammenhang der digitalen Transformation zwar einen weiteren Schub verleihen, jedoch müssten noch viele Fragen zu dessen Umsetzung geklärt werden.
Allen Mitwirkenden an dieser Stelle herzlichen Dank für eine gelungene Stiftungstagung an der EBS!
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