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23. Mai 2013

Exportweltmeister Deutschland: Welche Banken braucht die deutsche Wirtschaft?

  • …. unter diesem Thema fand am  14. Mai 2013 in Berlin  ein „Innovationsdialog“ der SPD-nahen Zeitschrift Berliner Republik mit folgendem Programm statt:

    Einführung: Carsten Schneider MdB, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Mitherausgeber der Berliner Republik

    18.20 Uhr Impuls: Jörg Asmussen,Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank

    18.40 Uhr Podiumsdiskussion

    — Carsten Schneider MdB, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion

    — Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands

    — Dr. Alexander Erdland, Vorsitzender des Vorstandes Wüstenrot & Württembergische AG, Präsident des GDV

    — Dr. Hartmut Bechtold, Geschäftsführer der True Sale International GmbH

    — Moderation: Jan Hildebrand, Redakteur beim Handelsblatt

    Es wurde viel gesprochen über die Krise im EWS, über die Krise Südeuropas, über die Politik der EZB und über die anstehende Bankenunion. Über das eigentliche  Thema wurde jedoch kaum gesprochen. Da es sich dabei um eine zentrales Thema deutscher Interessen und Politik handelt im Nachklang einige Gedanken zum Thema:

    Exportweltmeister Deutschland: Welche Banken braucht die deutsche Wirtschaft?

    von Dr. Hartmut Bechtold

    Die ideale Bankenwelt würde dem deutschen Wirtschaftsmodell dienen und die wirtschaftlichen Stärken des Landes fördern, ohne dass die Banken als Intermediär dabei unüberschaubare Risiken eingingen.  Von daher vorweg einige Thesen zur deutschen Wirtschaft:

    1.  Deutschlands Wirtschaft ist kreditfinanziert
    2.  Deutschland ist ein Exportland
    3.  Die deutsche Wirtschaft ist global aufgestellt
    4.  Deutschland ist weltweit der führende Autoproduzent
    5. Deutschland hat die meisten Hidden Champions und ist hochinnovativ

    Zu 1. Die deutsche wie auch die europäische Wirtschaft finanziert sich – ganz im Gegensatz zu den USA – im Wesentlichen über den Bankkredit. Durch Banken vergebene Unternehmenskredite machen in Deutschland etwa 950 Mrd. Euro aus, das ausstehende Emissionsvolumen an Unternehmensanleihen dagegen nur etwa 200 Mrd. Euro. In den USA ist das Verhältnis genau umgekehrt.  Damit hängen Deutschland und Europa wesentlich stärker von einem funktionierenden Bankensystem und einer funktionierenden Refinanzierung der Banken ab als die USA.

    Zu 2. Deutschland ist ein Exportland. Über 20 % des BIP fließen in den Export, der deutsche Leistungsbilanzüberschuss lag stetig bei etwa 5 % des BIP. Dies heißt im Umkehrschluss, dass der deutsche Kapitalexport zwischen 150 und 200 Mrd. Euro p.a. betragen muss, denn die Zahlungsbilanz ist ja bekanntermaßen immer ausgeglichen.

    Zu 3. Die deutsche Wirtschaft ist global aufgestellt. Nicht nur Großunternehmen, auch mittelständische Betriebe haben Fertigungsstätten weltweit, nutzen die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung und folgen den Absatzmärkten. Kein anderes Industrieland erreicht eine vergleichbare globale Fertigungstiefe wie die deutsche Wirtschaft.

    Zu 4. Im Zentrum der deutschen Erfolgsgeschichte steht die Autoindustrie. Doch in keinem anderen Industriezweig sind Absatzfinanzierung und Verkauf so eng verwoben wie in der Automobilwirtschaft.

    Zu 5. Deutschland gehört zu den innovativsten Ländern weltweit, es hält – neben den USA und Japan – die höchste Anzahl Patente pro Kopf, hat  weltweit die meisten sogenannter Hidden Champions, d.h. Weltmarktführern in einem Industriezweig; viele davon sind noch relativ junge Unternehmen.

    Alles zusammengenommen führt zu folgendem Anforderungsprofil an Deutschlands Banken:

    Deutschlands Banken müssen in der Lage sein, die deutschen Unternehmen über alle Lebenszyklen hinweg ausreichend mit Fremdfinanzierungsmitteln zu versorgen. Sie müssen darüber hinaus in der Lage sein, ihre Kunden als Ex- und Importeure  mit den entsprechenden Produkten (Akkreditive, Exportgarantien, Absicherungsgeschäfte von Zins-, Währungs- und Rohstoffpreisrisiken) in die Welt zu begleiten und als Global Player auch ihren Kunden mit langfristigen Investitionsfinanzierungen weltweit zur Verfügung stehen.

    Um den nötigen Kapitalexport einer Wirtschaft mit immensen Handelsbilanzüberschüssen sachkundig bewerkstelligen zu können, ohne dass dabei außerordentliche Risiken eingegangen werden (siehe die hohen Investments von Landesbanken in amerikanische Subprimeprodukte), braucht die ideale deutsche Bank aber auch ein gutes internationales Investmentbanking Know-how.

    Und das Finanzsystem muss auf Märkten, die in hohem Maße absatzfinanziert sind,  wie es z.B. in der Autoindustrie der Fall ist, in der Lage sein, diese Absatzfinanzierungen weltweit bereit zu stellen.

    Ein Finanzsystem, dass diese Funktionen erfüllen soll, kann weder allein auf  globalen Investmentbanken noch ausschließlich regionalen Sparkassen aufbauen. Es braucht idealerweise große, international tätige und erfahrene Universalbanken mit einem breiten Finanzierungsangebot für die Kunden. Die ideale Bank muss neben der klassischen Kreditfinanzierung auch die Kapitalmarktfinanzierung, wie z.B. Anleihen, Aktien sowie kapitalmarktnahe Finanzierungsprodukte, wie z.B. Verbriefungen sowie Export- und Projektfinanzierungen beherrschen. Es braucht darüber hinaus Spezialbanken, die die Industrie begleiten, wie z.B. die Autobanken.

    Idealerweise sollten derartige Banken auch in der Lage sein, sich flexibel zu refinanzieren, d.h. Zugang zu den Einlagen aber auch den Anleihen- und Verbriefungsmärkte haben und zudem auch in der Lage sein, ihre Risiken unter Zuhilfenahme entsprechender Instrumente  zu managen. Dies heißt selbstverständlich auch, dass der Risikotransfer von kapitalschwachen zu kapitalstarken sowie zur Vermeidung von Klumpenrisiken möglich sein muss und der Liquiditätstransfer von passivstarken zu passivschwachen Banken nicht behindert werden darf.

    Die Frage, die sich daran anschließt, wäre nunmehr, inwiefern tragen die aktuellen Regulierungen des Finanzwesen dazu bei, der deutschen  Realwirtschaft zu dienen?

    Denn aus vorher Gesagtem dürfte deutlich geworden sein: Die deutsche Wirtschaft braucht Banken für die Bereitstellung erheblicher langfristiger Finanzierungsmittel, sie braucht Banken die bereit sind, die deutsche Wirtschaft international zu begleiten und sie braucht Banken die auch Sicherungs- und Kapitalmarktgeschäfte anbieten.

    Doch wie wirken die vorliegenden Regulierungen?

    Versicherungen sind einer der wesentlichen Refinanzierer von Banken. Die Solvency II erschwert in ihrer aktuellen Fassung ABS-Investments von Banken.  Darüber  hinaus sind ebenfalls  langfristige Investments  in Bankrisiken für Versicherungen aufgrund der Marktbewertungsregeln sowie der EK-Bindung in Abhängigkeit von der Laufzeit wahrscheinlich zukünftig auch wenig interessant. Da Versicherungen aber in den letzten Jahren etwa ein Drittel ihrer Anlagen in Bank- und ABS-Anleihen gehalten haben wird somit über kurz oder lang ein wesentlicher Investor in langfristige Bankanleihen wegfallen.

    Dies trifft zusammen mit einer Bankenregulierung in der die gerade verabschiedete CRD IV mit der NSFR  (Net Stable Funding Ratio) Banken darauf verpflichtet, dass ihre langfristige Aktiva, sprich auch Unternehmensfinanzierungen, mit stabiler langfristiger Refinanzierung (Passiva) unterlegt werden. Die logische Folge ist, wenn die Bankenpassiva aufgrund wegfallender Investoren kürzer wird, muss auch die Aktiva dem folgen.

    Auch die Liquitity Coverage Ratio (LCR) in der CRD IV hat einen ähnlichen Einfluss. Sie definiert hochliquide Aktiva und setzt diese in Bezug zu dem Stressszenario der Nettomittelabflüsse. Da die Definition liquider Aktiva weitgehend regulatorisch vorgegeben ist (Staatsanleihen, Covered Bonds) wird Bankaktiva in diese Assetklassen gedrängt. Die Nettomittelabflüsse sind wiederum das Verhältnis von erwarteten Zahlungsmittelabflüssen zu erwarteten Zahlungsmittelzuflüssen. Es ist nur logisch, dass infolgedessen die kürzeren Kreditlaufzeiten zunehmen und  Aktiva vor allem in kurzfristige Kredite neben den begünstigten Staatsanleihen und Covered Bonds gehen wird. Und auch die durchgängig geplante Diskriminierung von ABS in der Versicherungsregulierung Solvency II sowie den aktuell diskutierten neuen Regeln für Bankeninvestments in ABS (Revisions of the Basel II securitisation framework, December 2012) wirkt, denkt man die Regeln durch, in die gleiche Richtung, denn diese Regulierungen tragen dazu bei, dass der Risikotransfer zu Versicherungen und bei Banken untereinander der Ausgleich zwischen kapitalstarken und kapitalschwachen sowie passivstarken und passivschwachen Instituten erschwert werden wird.

    Alles zusammengenommen wird der rational handelnde Treasurer einer Bank langfristige Kredite deutlich unattraktiver machen für die Marktsparten. Die langfristige Unternehmensfinanzierung wird darunter leiden. Dies mag zurzeit in Deutschland noch nicht zu Tage treten, da die Regulierungen erst in zwei – vier Jahren ihre volle Kraft entfalten werden und zudem die Notenbank zurzeit Liquidität in Hülle und Fülle bereitstellt.  Aber in Südeuropa sind die Kräfte bereits heute am Wirken. Und nachhaltig wird sich auch das Finanzierungsmodell für die Realwirtschaft in Deutschland deutlich verschieben.

    Weitere Informationen zum Thema:

    Group of Thirty – Long-term Finance and Economic Growth

    Green Paper der EU-Kommission: Long-Term Financing of the European Economy

    “Europe in transition. Bridging the funding gap.” – White Paper PCS

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    Stichworte: ABS, Auto ABS, CRD IV, Longterm Financing, Revisions of Basel II Securitisation Framework, Solvency II

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