Die Finanzierungssituation der mittelständischen maritimen Betriebe in Deutschland hat sich im letzten Jahrzehnt überwiegend verschlechtert. Dadurch drohen auch negative Konsequenzen für den Standort Deutschland. Die Maritime Finance Research Group (MFiRG) hat mit finanzieller Förderung durch das Stiftungsprojekt Kapitalmarktunion am 15. Februar die Studie
„Unternehmensfinanzierung der maritimen Industrie in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung von Asset-Based Finanzierungsmöglichkeiten“
vorgelegt. Die Studie untersucht systematisch die Finanzierungsstruktur der maritimen Wirtschaft in Deutschland. Dabei identifiziert sie mögliche Lücken und unterbreitet Vorschläge zur Stabilisierung der Finanzierung mit Fokus auf mittelständische maritime Betriebe in Norddeutschland.
Ergebnisse der Studie
Die Studie zeigt, dass nach wie vor die Bestandsgesellschaften mehrheitlich die erforderlichen zusätzlichen Finanzmittel aufbringen. Die Vergabepraxis bei klassischen Krediten der wenigen verbliebenen Banken, die noch bereit sind, Finanzierungen im maritimen Segment anzubieten, entwickelt sich zunehmend restriktiv. Auf der einen Seite beklagen die finanzierenden Institute vielfach zu komplexe Regulierungsvorschriften. Auf der anderen Seite werden beispielsweise Antragsverfahren bei staatlichen Förderbanken von mittelständischen Unternehmen als zu unübersichtlich eingestuft.
Darüber hinaus ist der Zugang zum Kapitalmarkt auch nur begrenzt vorhanden: Im Vergleich zu anderen Börsenplätzen (bspw. Oslo) werden die Regularien vom deutschen Mittelstand als zu restriktiv empfunden als dass sich hier attraktive, alternative Finanzierungslösungen anbieten würden.
Empfehlungen für die Unternehmensfinanzierung der maritimen Industrie in Deutschland
Die Studie empfiehlt mehrere Ansätze, die kurz- und mittelfristig helfen können, den maritimen Mittelstand in Deutschland bei der Finanzierung zu stützen:
- Zentrale Empfehlung ist die Einrichtung einer Kreditplattform als neues Finanzierungsinstrument, die den mittelständischen maritimen Betrieben hilft, Fremdkapital im vereinfachten Verfahren am Kapitalmarkt aufzunehmen. Dazu werden kleinere Kredite kapitalmarktfähig gebündelt.
- Effektivere Nutzung der staatlichen Fördermittel für Green Finance, insbesondere auch in Kombination mit der vorgeschlagenen Kreditplattform.
- Mittelfristig sollte ein entsprechender regulatorischen Rahmen für eine Börse mit maritimem Segment in Deutschland in Analogie zum Börsenplatz Oslo geschaffen werden. Dazu bedarf es konzertierter Anstrengungen zur Etablierung einer börsenfreundlichen Investitionskultur. Diese sollte die Ansiedlung und Kooperation von Investmentbanken, Brokern, Investoren und Analysten ermöglichen.
- Das Hermes Deckungsinstrumentariums sollte für inländische Besteller nach Vorbild anderer europäischer Staaten geöffnet werden. Reeder und Besteller sollten die Möglichkeit haben, Exportgarantien zu nutzen, wenn das Schiff grenzüberschreitend eingesetzt werden soll.
- Eine sinnvolle, punktuelle Umgestaltung der Erhebung der Quellensteuer auf Kapitalerträge, wäre zielführend, um die Begebung von Anleihen in Deutschland wieder attraktiver machen und Ausländer besser in den Investorenkreis aufnehmen zu können.
Zur Zusammenfassung der Studie auf der Internetseite des Stiftungsprojektes Kapitalmarktunion
NDR Beitrag: Maritime Wirtschaft braucht bessere Finanzierungsbedingungen
Artikel auf welt.de: So wollen Forscher den Unternehmen helfen, an Geld zu kommen