Die Unternehmensberatung Oliver Wyman hat im Auftrag der European Banking Federation (EBF) eine sehr aufschlussreiche Studie zum EU Regulatory Framework herausgebracht. Der Titel: „The EU Banking Regulatory Framework and its impact on banks and economy“. Die EBF möchte mit dieser unabhängigen Studie einen Beitrag zur Diskussion über die regulatorischen Hürden in Europa leisten. Die Studie legt ihren Fokus dabei auf die regulatorischen Kosten für EU-Banken im Vergleich zu den USA. Wir fassen im Folgenden die Kern-Aussagen der Studie im Allgemeinen sowie in Bezug auf die Bedeutung von Verbriefungen in Europa zusammen.
Kern-Ergebnisse der Studie zum EU Regulatory Framework
- Die Studie offenbart die Last, die die europäischen regulatorischen Vorgaben den Banken auferlegt. EU-Banken sehen sich im Schnitt höheren Eigenkapitalanforderungen ausgesetzt als US-Banken (für das harte Kernkapital 10,6 % in Europa gegenüber 9,9 % in den USA). Diese Anforderungen drohen allerdings im Zuge der vollständigen Umsetzung von Basel III und Kapitalzuschlägen in Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsaspekten noch stärker zu Ungunsten der EU-Banken auszufallen.
- Oliver Wyman errechnet in einem Szenario, dass durch eine Überarbeitung der aktuellen Vorschriften zu den Kapitalanforderungen Kreditkapazitäten in Höhe von 4-4,5 Billionen Euro (!) freigesetzt werden könnten.
- Der Europäische Verbriefungsmarkt hängt dem US-Markt deutlich hinterher: Einschließlich UK beträgt dieser nur etwa 6 % des US-Marktes und entspricht damit etwa 1 % des BIP im Vergleich zu etwa 18 % in den USA.
- Ein Problem des europäischen Marktes ist, dass Banken ihre Kredite nicht effektiv über Verbriefungen ausplatzieren können, was zu größeren und starreren Bilanzen im Vergleich zu den amerikanischen Banken führt.
- Die Studie zeigt die Bedeutung auf, die Verbriefungen einnehmen könnte: Wenn EU-Banken auch nur die Hälfte ihres derzeitigen Hypothekenportfolios an Nicht-Banken übertragen könnten, würde die CET1-Quote der Banken um ca. 0,9 Prozentpunkte steigen. Dies alleine würde zu einem erhöhten Kreditvergabepotenzial von etwa 900 Milliarden EUR führen.
Fazit aus den Ergebnissen
Die klaren Ergebnisse der Studie bewegen Oliver Wyman dazu, einen eindeutigen „Call for Action“ zu formulieren. Dieser besagt, dass die politischen Entscheidungsträger Europas ihre Anstrengungen zur Vollendung der Banken- und Kapitalmarktunion intensivieren müssen. Die Aufsichtsbehörden sollten eine effizientere Gestaltung wichtiger Prozesse anstreben und wachsamer auf Verstöße gegen die Wettbewerbsbedingungen in den EU-Ländern achten. In Bezug auf die Umsetzung von Basel III weisen sie auf die Gefahr der Benachteiligung von EU-Banken auf dem globalen Markt hin.
Die Unternehmensberatung empfiehlt den EU-Banken auf der anderen Seite, sich auf die Verbesserung der betrieblichen Effizienz und die Digitalisierung zu konzentrieren. Sie sagt weiterhin voraus, dass der lang erwartete Konsolidierungsprozess in der Eurozone eintreten werde und zu einer besseren Verteilung der Ressourcen über die EU-Grenzen hinweg führen könnte.
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Studie sind wir gespannt auf die weiteren Schritte der EU hinsichtlich Banken- und Kapitalmarktunion.