
Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board, ESRB) hat im Mai 2025 seinen Bericht zur Entwicklung synthetischer STS-Verbriefungen veröffentlicht. Die Analyse zeigt: Das Marktvolumen wächst. Immer mehr Banken nutzen synthetische STS-Verbriefungen, um Kreditrisiken zu übertragen. Der ESRB kommt zu dem Schluss, dass der Markt gut funktioniert und aktuell keine systemische Risiken birgt. Der Report enthält aber auch einige Einschränkungen – so wird als erster Grund für die geringen Risiken schlicht die geringe Marktgröße genannt. Zudem äußert der ESRB bei der Erweiterung der STS-konformen Garantiegeber bei unbesicherten Strukturen Bedenken.
ESRB erkennt Potenzial und bewertet Risiken als begrenzt
Der ESRB sieht in synthetischen STS-Verbriefungen ein wirksames Instrument zur Kreditrisikosteuerung. Die Transaktionen stärken die Widerstandsfähigkeit von Banken und fördern die Kapitalfreisetzung für neue Finanzierungen. Der Bericht hebt hervor:
- Transparente Strukturen: STS-Regeln sorgen für Klarheit und Verlässlichkeit bei der Strukturierung.
- Beitrag zur Finanzstabilität: SRT-Verbriefungen, von denen der Großteil auf synthetische Verbriefungen entfällt, entlasten Bankbilanzen und verbessern die Kapitalplanung.
- Professionalisierung des Marktes: Der Markt entwickelt sich kontrolliert, mit überwiegend erfahrenen Akteuren.
Positives Resultat für Verbriefungsmarkt – nicht ohne Einschränkungen
Das Fazit des ESRB-Berichts ist positiv zu bewerten. Der ESRB nennt allerdings auch potenzielle Risiken.
Erstens: In ausgeprägten Krisenphasen würden die stark steigenden Ausfallraten bei Unternehmenskrediten dazu führen, dass Verluste bis in die Senior-Tranchen durchschlagen – wodurch sich Risiken erneut im Bankensektor materialisieren würden.
Zweitens: Der ESRB sieht die im nicht verpflichtenden ESMA-Reporting an ein Verbriefungsregister begründete mangelnde Transparenz kritisch – es bestünde kein Überblick, wo die Risiken letztendlich liegen würden. Der ESRB ordnet diese Risiken als nicht systemisch ein – jedoch insbesondere aufgrund der geringen Größe des Marktsegments.
Drittens: Der ESRB äußert sich kritisch hinsichtlich der Garantiegeber-Rolle von Versicherern bei unbesicherten Strukturen.
Vorbehalte des ESRB nicht nachvollziehbar
Oben genannte Einschränkungen teilen wir als TSI in dieser Form nicht.
- Europäische Verbriefungen hatten während und nach der Finanzkrise niedrige Ausfallraten. Eine Studie der EBA aus dem Jahr 2020 bestätigt dies. Die gute Performance der synthetischen Bilanzverbriefungen war einer der Hauptgründe, warum synthetische Verbriefungen ebenfalls STS-fähig gemacht wurden. Zudem transferieren synthetische Verbriefungen bewusst nur einen Teil der Kreditausfallrisiken und sind vergleichbar zur Rolle der Rückversicherer für Erstversicherer.
- Oben genannte Studie zeigt, dass die Aufsicht genügend Daten besitzt, auch wenn das ESMA-Reporting durchaus im Sinne eines regelmäßigen Monitorings optimiert werden kann, siehe unsere Stellungnahme zur ESMA-Konsultation im März 2024.
- Versicherer sichern Risiken verschiedenster Assetklassen ab, die untereinander eine geringe Korrelation aufweisen. Sie stärken somit die Risikostreuung. Ein diversifizierter und entsprechend robuster Markt für synthetische STS-Verbriefungen könnte mit ihrer STS-Zulassung als unbesicherte Garantiegeber gefördert werden.
Unter dem Strich zeigt sich, dass der europäische Markt synthetischer Verbriefungen auch bei größeren Volumen funktioniert und ein verlässliches Instrument zur Risikodiversifikation darstellt, da die Risiken hierüber effektiv auch an private Investoren und damit aus dem Bankensektor hinaus transferiert werden.
Ausblick: Gespanntes Warten auf den Legislativvorschlag der EU-Kommission
Es tut sich viel im regulatorischen Umfeld von Verbriefungen. Der ESRB-Bericht liefert weitere Impulse für die laufende Diskussion. Er dürfte ein Argument für die Europäische Kommission sein, die regulatorische Hürden zu senken. Ziel dieser Maßnahmen sollte die Einbindung weiterer erfahrener Investoren sein. Ein ausgewogener regulatorischer Rahmen fördert Vertrauen und Wachstum. Die Zeit bis zu den Legislativvorschlägen der Europäischen Kommission, angekündigt für den 17. Juni, ist nicht mehr lang.