
Das Forschungspapier von Thomas Papadogiannis Varouchakis nimmt eine kritische Bewertung des europäischen Verbriefungsmarkts vor. Es behandelt insbesondere die Auswirkungen der regulatorischen Diskrepanzen, die seine Erholung nach der globalen Finanzkrise (GFC) behindert haben. Die wichtigsten Ergebnisse und Empfehlungen des Papiers zeigen die Herausforderungen auf und schlagen Lösungen zur Wiederbelebung dieses Marktes vor, der für die finanzielle Diversifizierung und Stabilität in Europa entscheidend ist.
Die wichtigsten Ergebnisse
- Regulatorische Disparitäten: Das Papier bestätigt, dass der europäische Verbriefungsmarkt im Vergleich zu anderen Finanzinstrumenten wie ganzen Kreditpools, Unternehmensanleihen und insbesondere gedeckten Schuldverschreibungen unter einem regulatorischen Ungleichgewicht leidet. Diese ungleichen Wettbewerbsbedingungen haben zu einer Verdrängung von Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS) durch Covered Bonds geführt, die aufsichtsrechtlich günstiger behandelt werden.
- Auswirkungen des regulatorischen Rahmens: Die Einführung der Verbriefungsverordnung (SECR) im Jahr 2019, mit der der Markt wiederbelebt werden sollte, hat ihr Ziel nicht erreicht. Die strengen und komplexen Anforderungen haben die Attraktivität und Zugänglichkeit der Verbriefung als Finanzinstrument eingeschränkt, wovon insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) betroffen sind.
- Marktentwicklung: Trotz der Bemühungen der Regulierungsbehörden hat sich der Markt nicht auf das Niveau vor der GFC erholt. Die Emissionsvolumina sind im Vergleich zu anderen Finanzmärkten wie den USA oder den Märkten für gedeckte Schuldverschreibungen in Europa – und auch wenn sie sich selbst in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs als widerstandsfähig erwiesen haben –, weiterhin gedämpft.
Empfehlungen
- Regulatorische Rekalibrierung: Es wird eine grundlegende Reform des Rechtsrahmens für Verbriefungen empfohlen, um die Wettbewerbsbedingungen mit anderen Finanzinstrumenten anzugleichen. Dazu gehört die Vereinfachung der Anforderungen für einfache, transparente und standardisierte Verbriefungen (STS) und die Anpassung der Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen, um sie im Vergleich zu anderen Instrumenten weniger restriktiv zu gestalten.
- Bessere Transparenz und Vereinfachung: In dem Papier wird vorgeschlagen, die Komplexität der Offenlegungs- und Sorgfaltspflichten zu reduzieren, insbesondere bei privaten und konzerninternen Transaktionen. Dies könnte die Eintrittsbarrieren und operativen Kosten für Emittenten und Anleger senken.
- Förderung der Diversifizierung der Anlegerbasis: Die Förderung einer breiteren und vielfältigeren institutionellen Anlegerbasis, einschließlich von Nicht-Banken wie Versicherungsunternehmen, könnte die Markttiefe und -liquidität erhöhen. Anpassungen der Vorschriften im Rahmen von Solvency II könnten Verbriefungen für diese Unternehmen attraktiver machen.
- Ansprechen der Marktstimmung und Aufklärung: Die Verbesserung des Bewusstseins und des Verständnisses für die mit der Verbriefung verbundenen Vorteile und Risiken könnte zur Verbesserung der Marktstimmung beitragen. Aufklärungskampagnen und eine transparente Berichterstattung könnten die Verbriefung für potenzielle neue Marktteilnehmer entmystifizieren.
- Überwachungs- und Feedback-Mechanismen: Einrichtung robuster Überwachungs- und Feedback-Mechanismen zur kontinuierlichen Bewertung der Auswirkungen von regulatorischen Änderungen und Marktentwicklungen. Dies würde sicherstellen, dass der Regulierungsrahmen bei der Förderung eines gesunden Verbriefungsmarktes reaktionsfähig und wirksam bleibt.
Fazit
Abschließend argumentiert Varouchakis, dass der europäische Verbriefungsmarkt ohne diese umfassenden Reformen möglicherweise nicht ausreichend genutzt wird und somit sein Potenzial zur Förderung des Wirtschaftswachstums und der Stabilität im Allgemeinen nicht ausgeschöpft wird. Die Empfehlungen zielen darauf ab, ein günstigeres Umfeld für Verbriefungsaktivitäten zu schaffen, was letztlich dem gesamten europäischen Finanzsystem zugutekommt.
Zum vollständigen Research Paper, veröffentlicht im “Journal of Financial Regulation”