Verbriefungen spielen eine entscheidende Rolle in der Finanzierung der europäischen Wirtschaft, indem sie die bankbasierte Finanzierung mit den Kapitalmärkten verbinden. Sie erweitern das Anlagespektrum für Investoren, erhöhen die Spielräume der Banken bei Kreditausreichungen und sind damit besonders wichtig, um zur Finanzierung der grünen und digitalen Transformation beizutragen. Die aktuelle Schwäche des europäischen Verbriefungsmarktes, der als zu klein und liquiditätsschwach gilt, hat auch die Politik auf den Plan gerufen. Der heute veröffentlichte Abschlussbericht der „Taskforce“ Verbriefungen zielt darauf ab, substanzielle Informationen zu liefern und politische Entscheidungsträger mit konkreten Vorschlägen zu unterstützen, um den Markt zu stärken.
Die „Taskforce“ Verbriefungen ist eine Initiative der Finanzindustrie, die der Bundesverband deutscher Banken e.V. und die True Sale International GmbH gemeinsam ins Leben gerufen haben. Die Initiative der Finanzindustrie wird unterstützt vom Bundesministerium der Finanzen und steht unter der Schirmherrschaft von Dr. Manfred Knof, Vorsitzender des Vorstands der Commerzbank AG. Dieser hat heute den Abschlussbericht öffentlich an das Bundesfinanzministerium überreicht.
Herausforderungen und notwendige Reformen
Aus Sicht der Initiative ist die hohe regulatorische Belastung die zentrale Herausforderung für die Entwicklung des Verbriefungsmarktes. Sie führt zu hohen Transaktionskosten für Banken und Investoren. Dies hat zur Folge, dass die Attraktivität von Verbriefungen als Finanzierungsinstrument sinkt und Investoren auf andere Anlageformen ausweichen. Der Abschlussbericht macht deutlich, dass es keine einfache Lösung gibt, sondern eine Vielzahl von Reformen erforderlich ist, um den Markt nachhaltig zu beleben. Der Bericht schlägt eine Reihe von Anpassungen vor, die sowohl für Originatoren wie Banken und Wirtschaftsunternehmen als auch für Investoren Verbriefungen erleichtern sollen.
Regulatorische Maßnahmen zur unmittelbaren Stärkung des Verbriefungsmarktes
Um den europäischen Verbriefungsmarkt zu stärken, werden mehrere konkrete Maßnahmen vorgeschlagen. Diese umfassen insbesondere:
- Angemessenere Sorgfaltspflichten der Investoren,
- Zielgerichte Transparenz- bzw. Reportinganforderungen,
- Nachschärfungen der STS-Regelungen,
- Überarbeitung der Eigenkapitalanforderungen,
- Bessere Anrechenbarkeit von Verbriefungen in den bankaufsichtlichen Liquiditätskennzahlen,
- Vereinfachung der SRT-Prozesse,
- Risikoadäquate Anpassung der Kapitalanforderungen für Versicherungen.
Weitere Maßnahmen hilfreich
Weitere denkbare Maßnahmen sind der Aufbau staatlich unterstützter Verbriefungsplattformen oder der Einsatz von staatlichen Garantien. Vorrang sollte allerdings die Reform der regulatorischen Rahmenbedingungen haben, da diese Maßnahmen schneller umsetzbar sind und für einen nachhaltig funktionierenden Markt elementar sind und keine öffentlichen Mittel erfordern.
Ein leistungsfähiger Verbriefungsmarkt kann auch zur Finanzierung der grünen Transformation beitragen könnten. Der Markt für grüne Verbriefungen ist noch unterentwickelt, doch die angezeigten regulatorischen Maßnahmen könnte neue Impulse setzen.
Auf nationaler Ebene wird vorgeschlagen, ein deutsches Verbriefungsgesetz zu verabschieden, das rechtliche Unsicherheiten und Regelungslücken beseitigt und den Finanzstandort Deutschland stärkt. Dieses Gesetz könnte durch eine Harmonisierung mit dem europäischen Rechtsrahmen unterstützt werden.
Walk the Talk
Der vorliegende Bericht reiht sich in die Veröffentlichungen von Noyer (siehe TSI kompakt vom 2. Mai 2024), Paris EuroPlace (siehe TSI kompakt vom 31. Juli 2024) und Draghi (siehe TSI kompakt vom 9. September 2024) ein. Die Initiative der Finanzindustrie will ebenso dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken und die bevorstehenden Herausforderungen der grünen und digitalen Transformation zu meistern. Der Bericht adressiert dieselben Ansatzpunkte zur Stärkung des europäischen Verbriefungsmarktes wie die anderen Veröffentlichungen, geht jedoch einen Schritt weiter, indem er konkrete Gesetzesvorschläge unterbreitet. Jetzt ist es an der Politik, vom Reden zum Handeln überzugehen – „Walk the Talk“.