
Die Economic Governance and EMU Scrutiny Unit (EGOV) des Europäischen Parlaments hat am 10. Januar den Bericht „How to achieve CMU, after all?“ veröffentlicht.
Das EGOV-Paper analysiert die Empfehlungen zur Kapitalmarktunion (Capital Markets Union, CMU) und betont die zentrale Rolle von Verbriefungen zur Freisetzung von Kapital und Stärkung des Finanzierungsangebots. Es stützt sich dabei auf drei Berichte aus 2024 (Draghi, Letta, Noyer), welche jeweils für regulatorische Reformen plädieren, um den europäischen Verbriefungsmarkt zu fördern. Im Fokus stehen folgende Punkte:
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Prudenzielle Anpassungen und Regulierung:
Eine Vereinfachung der Due-Diligence- und Transparenzpflichten sowie eine Reduzierung der Kapitalanforderungen für einfache, transparente und standardisierte (STS) Verbriefungen werden gefordert, um eine wettbewerbsfähigere Regulierung zu schaffen. Vor allem die Anpassung des sogenannten „p-Faktors“ wird als essenziell hervorgehoben.
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Öffentliche Verbriefungsplattformen:
Sowohl Draghi als auch Noyer schlagen die Schaffung einer Verbriefungsplattform vor, ggf. unterstützt durch EU-Garantien für Senior-Tranchen. Als Ziel wird formuliert, Standardisierung und Kosteneffizienz zu fördern und den Zugang kleinerer Banken zum Markt zu erleichtern.
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Rolle grüner Verbriefungen:
Das Letta-Papier verweist auf die Möglichkeit, grüne Verbriefungen zu fördern, bleibt jedoch vage in der Frage, ob dies über die Verwendung der Erlöse oder die Art der zugrunde liegenden Vermögenswerte geschehen sollte.
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Kapitalanforderungen für Versicherungen und Banken:
Noyer hebt hervor, dass eine Lockerung der Kapitalanforderungen insbesondere für institutionelle Investoren notwendig ist, um eine stärkere Beteiligung im Markt zu gewährleisten. Er weist darauf hin, dass viele Versicherungen sich aufgrund der aktuellen Regelungen aus dem Investorenmarkt zurückgezogen haben.
Bewertung: Fokus auf Reformen – Verbriefungsplattform allenfalls ein zweiter Schritt
Wie im Taskforce Bericht von BdB und TSI dargelegt muss es darum gehen, im ersten Schritt die dringend notwendigen Reformen zur Stärkung der europäischen Verbriefungsmärkte umzusetzen, dazu gehört insbesondere auch die Anpassung der Kapitalvorschriften für Banken und Versicherer. Auf die entsprechenden Vorschläge der Europäischen Kommission im 2. Quartal 2025 dürfen wir gespannt sein.
Ob und in welcher Form eine paneuropäische Verbriefungsplattform sinnvoll ist, muss im zweiten Schritt geprüft werden. Für eine grundsätzlich begrüßenswerte Standardisierung muss zwingend die Ebene der Verbriefungstransaktionen und die Ebene der zugrundeliegenden Forderungsportfolien differenziert werden. Klar ist, eine solche Plattform muss marktorientiert und auf die verfolgten Förderziele fokussiert sein, um den Kreis von Emittenten und Investoren bei Verbriefungen zu erweitern. Einen guten und erfolgsbewährten Ansatz stellt die von dem EIF und EIB etablierte Verbriefungsplattform dar.